MPL-Therapieleitfaden
LIPPEN-KIEFER-GAUMENSPALTEN SOWIE NASEN- UND RACHENFEHLBILDUNGEN
Morpho-Physio-Logische-Therapie (MPL-Therapie)
Kurzer Leitfaden oder Entscheidungshilfe oder Orientierungshilfe?
Lippen-, Kiefer-, Gaumenspalten sowie Nasen- und Rachenfehlbildungen sind u.a. Ursache für Atem-, Schluck-, Sprech-, Hör-, Wachstum- und psycho-soziale Entwicklungsstörungen.
Häufigkeit: 1 Fehlbildung auf 1.000 Geburten
Grad der Behinderung: Die Schwere der Fehlbildungsfolgen wird auf Antrag mit GdB 20 bis 100 und Nachteilsausgleich „H“ anerkannt.
In der Frühschwangerschaft (1. – 3. Monat) nicht gebildete Formen und Strukturen (Morphologie) im Mund- und Rachenbereich führen zu Funktionsstörungen, die sich mit jedem verstrichenen Tag verfestigen und verstärken, und zwar solange, bis die Therapeuten anatomisch und funktional das nachgeholt haben, was der menschliche “Bauplan†nicht geschafft hatte: eine möglichst korrekte Bildung von Mund-, Nasen-, Rachen- und Paukenhöhlen mit ihren dynamischen, feinen Regulationsmechanismen.
Da Atmen, Schlucken, Hören und Sprechen für die normale Entwicklung (Physiologie) und soziale Teilhabe vorrangig sind, sind zunächst die Atmungs-, Nahrungs- und Sprachwege (Ansatzrohr) gemeinsam als erster operativer Schritt ab 6. Lebensmonat zu bilden.
(Logik – Folgerichtigkeit): Nach Stabilisierung der o.g. Funktionen zum Normalen hin werden 8 bis 10 Wochen später in einem zweiten operativen Schritt das sozial wichtige Angesicht, die äußere Nase und die Oberlippe gebildet . Ein altes chirurgisches Prinzip lautet so auch: „versorge von innen nach außen“.
Die Morpho-Physio-Logische Therapie vollendet im 1. Lebensjahr in nur zwei Operationskombinationen das Atem-, Nahrungs- und Sprachrohr. Die Narbenbildungen werden durch lediglich 2 Operationen geringer, das Wachstum eher gefördert.
Die Wahl der bestmöglichen Therapie muss aus einer großen Zahl von Angeboten mit objektiven Kriterien herausgefiltert werden. Dies ist durch transparente und neutrale Methoden möglich
(Benchmarking genannt).
Für Diagnose, Ausprägung der Fehlbildung und Befund-Dokumentation gelten nationale und internationale Kodierungen, um Vergleichbarkeit und Transparenz zu schaffen:
Diagnose: LAHS Befundung und Dokumentation mittels ICD-Kodierung.
Ausprägung: wird mit den Ziffern 0,1, 2, 3 hinter dem Regionskode angegeben. (SGB IX, Teil 2, Kodierleitfaden Kinder- und Jugendmedizin Version 2009, www.GKinD.de ).
Zeitrahmen des Morpho-Physio-Logischen Behandlungsverfahrens
Pädiatrische/kieferchirurgische Betreuung: Eingliederung vom Mund-Nasen-Trennplatte | ab 1. Lebenstag |
HNO-ärtzliche Betreuung: Eingliederung von Paukenröhrchen | ab 4. Lebensmonat |
Operativer Verschluss von Septum-, Vomer-, Rachen-Fehlbildung und Kiefer-, Gaumen-, Segel-Fehlbildung | ab 6. Lebensmonat |
Operative Bildung von Lippe und äußerer Nase | ab 8. Lebensmonat |
Operative Bildung von Lippe, Kiefer und Nase bei isolierten LKN-Spalten | ab 4. Lebensmonat |
Logopädische Betreuung | ab 2. Lebensjahr |
Zahnärztliche/Kieferorthopädische Betreuung/Behandlung | ab 2. Lebensjahr |
Nasenkorrektur | im Jugendalter |
Grad der Behinderung (GdB)
Bei der Beurteilung muss berücksichtigt werden, dass über "Fehlgebildetes" und "Nieerworbenes" im hochsensiblen Faziooronasovervikalsystem entschieden werden muss, dass nicht eine Sekunde normal ausgebildet war und nie normal funktionierte. Annähernd normale Funktionen können erst ein bis zwei Jahre nach operativem Verschluss und Formbildung aller Defektregionen sowie Frühförderung erwartet werden.
Es besteht Konsens darüber, dass Kinder vor und während der Behandlung im hohen Maße Hilfeleistungen durch die Eltern, zum Beispiel bei der Nahrungsaufnahme (gestörte Atmung, Gefahr des Verschluckens) und bei der Förderung und Entwicklung des Sprechens benötigen. Unter diesen Umständen sollte bei den Kindern mit LKG-NVR-Fehlbildungen Hilflosigkeit bis zur erfolgreichen Trennung der Mund-, Nasen-, Rachenhöhlen, d. h. im Allgemeinen bis zum 4. Lebensjahr angenommen werden.
Mit der operativen Annäherung an normale Formen, Strukturen und Funktionen verbessert sich die Teilhabe der betroffenen Menschen in ihrer Gesundheit: im Kintergarten, in der Schule, im Familien- und Freundeskreis. Unterlassene oder ungenügende Behandlung vor allem in den ersten wichtigen Lebensjahren bedeuten eine verlorene Chance für eine wenig gestörte psycho-soziale Entwicklung.
Pflegegeld
Pflegegeld wird von den zuständigen Krankenkassen monatlich nach Antragsgenehmigung ausgezahlt. Deshalb sollte es umgehend nach der Geburt des Kindes beantragt werden.